Bürgerstiftung schenkt Freude über musikalisches Angebot mit der Zauberharfe

Dieser Artikel wurde im Schwarzwälder Boten am 29.01.2022 veröffentlicht, Autorin: Sylvia Fahrland

Oberndorf. Gefördert von der Bürgerstiftung Oberndorf machen Seniorinnen und Senioren im Seniorenzentrum Haus Raphael regelmäßig Musik mit der Zauberharfe. Dabei kommt ein unkompliziertes, zitherähnliches Tischinstrument zum Einsatz, dessen Saiten über einen Resonanzkörper gespannt sind. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Mit etwas Übung können ohne großen Aufwand schöne Melodien verschiedener Stilrichtungen gespielt werden. Besonders gut gelingt dies mit bekannten Ohrwürmern vom Volkslied bis zum Schlager.

Einrichtungsleiterin Edith Bertsche und Sozialdienstleiterin Sarah Schwab erfuhren per Rundschreiben vom musikalischen Angebot der Musikwerkstatt Schramberg. Sie fanden sofort Gefallen an der Idee, eine Zauberharfenstunde in den Wochenplan des Hauses zu integrieren und richteten eine Anfrage bezüglich finanzieller Unterstützung an die Bürgerstiftung Oberndorf. Ihre Bitte stieß beim Vorstand auf offene Ohren. „Wir fördern den Zauberharfenunterricht sehr gerne. Wir finden es sehr schön und wichtig, dass eine Abwechslung für die teilnehmenden Bewohner geschaffen wird, die viele Sinne anspricht und Freude bereitet“, teilte die zweite Vorsitzende der Bürgerstiftung Birgit Müller-Stark mit.

Achtzehn Hausbewohner und sieben Gäste der Tagespflege folgten im vergangenen Oktober der Einladung zum ersten Zauberharfen-Schnuppertermin. Neugierig versammelten sie sich im Veranstaltungsraum. Jürgen Jäger von der Musikwerkstatt Schramberg hatte mehrere Instrumente mitgebracht. Da sich die Zielgruppe anfangs auf ihrem Beobachtungsposten recht wohl fühlte und „einfach nur mal gucken“ wollte, holte er kurzerhand einige Mitarbeitende an den Tisch, um die Instrumente und ihre Spielweise vorzustellen. „Ab der ersten Minute können Lieder gespielt werden“, erklärte Musikschulleiter Jäger den Vorteil der Zauberharfe und wählte zum Einstieg die „Vogelhochzeit“ aus. Das entsprechende Notenblatt wurde direkt unter die Saiten geschoben und an der Markierung ausgerichtet. Dann mussten die Spieler nur noch der Notenlinie von oben nach unten folgen und Saite für Saite mit dem Finger oder einem Holzstäbchen zum Klingen bringen. Mit Gitarrenbegleitung gelang es schon bald, Tonlängen, Tempo und Rhythmus in Einklang zu bringen. Allmählich wagten sich auch die Bewohner an ihre ersten Versuche oder sangen bei bekannten Volksliedern mit. Eine kleine Umfrage ergab, dass eine Dame früher Mundharmonika gespielt hatte. Besonders schnell hatte ein Herr mit musikalischer Erfahrung auf dem Waldhorn den Bogen raus. Dies sei aber keine Voraussetzung, beteuerte der Musiklehrer. „Viele Menschen hatten in der Zeit nach dem Krieg weder Zeit noch Geld, ein Musikinstrument zu lernen. Es ist nie zu spät, das nachzuholen“, ermutigte Jäger die Anwesenden. Die Zauberharfe sei dafür ideal geeignet, da sie viel Spaß bringe und schnelle Erfolgserlebnisse ermögliche. Später könne auch zweistimmig oder im Kanon gespielt werden. Es gebe ein umfangreiches Repertoire an Noten.

Seither erklingen im Haus Raphael regelmäßig zarte Saitentöne. Wie Sarah Schwab vom Sozialdienst berichtet, wird die Zauberharfengruppe sehr gut angenommen und hat sich für die teilnehmenden Bewohnerinnen und Bewohner zu einem richtigen Glanzlicht entwickelt. Das Gefühl, selbst wieder Musik machen zu können, bedeute den Menschen sehr viel. Inzwischen konnten sogar zwei feste Gruppen gebildet werden. Auch kleine Auftritte zur Freude der Mitbewohner sind bei passenden Gelegenheiten angedacht. Da das Projekt komplett auf Spenden angewiesen ist, richtet sich die Hoffnung auf weitere Unterstützer, um den Fortbestand zu sichern.

Foto: In einer offenen Schnupperstunde konnten Bewohner und Tagesgäste die Zauberharfe kennenlernen und ausprobieren. Zwei feste Gruppen treffen sich regelmäßig zum Musizieren.

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