Wieder einmal war im Seniorenzentrum Haus Raphael Oberndorf Live Music Now angesagt. Einrichtungsleiterin Edith Bertsche meinte in ihrer Begrüßung, sie freue sich immer darauf, diese Abwechslung ankündigen zu dürfen.
Gerhard Pick von der Yehudi-Menuhin-Stiftung Live Music Now stellte die Stiftung und die Solisten vor. Er ging auf Frédéric Chopin ein, in dem der Einfluss dreier Nationen lebendig war, doch abschließend galt für den großen Musiker: "Sein wahres Vaterland ist das Traumland der Poesie."
Das Denken über den Tag hinaus und über Grenzen hinweg war auch dem großen Geiger Yehudi Menuhin zu eigen, der als erster Jude nach der dunkelsten Zeit der deutschen Geschichte Deutschland die Hand zur Versöhnung reichte und eine Stiftung gründete, die es auch Menschen, die beispielsweise auf Grund körperlicher Gebrechen nicht in Konzerte kommen können, ermöglichen soll, an guter Musik teilzuhaben.
Nun stellte Sandra Bildmann (Sopran) ihre Kollegin Melis Ertürk (Klavier) und Adam Ambarzumjan (Klarinette) vor. Alle drei sind noch Studenten der Musik und haben ein Programm mit absoluten Höhepunkten der klassischen Musik zusammengestellt.
Die drei Solisten stellten sich mit einer Arie aus der Oper "La clemenza di Tito" (Die Milde des Titus) von Wolfgang Amadeus Mozart (1756 - 1791) vor.
Sandra Bildmann sang ihren Part mit sehr angenehmer Stimme, die zwar den Raum füllte, doch nie überzogen wirkte. Melis Ertürk und Adam Ambarzumjan gestalteten diese herrliche Musik hervorragend. Eine schmiegsame Klarinette, die sich immer der Sängerin anpasste und Melis Ertürk mit einer Klavierbegleitung, die niemals die Mitspieler(in) überdeckte.
Von Frédéric Chopin (1810 - 1849) folgte das Nocturne cis-Moll.
In diesem "Nachtstück" mit seinem schwermütigen Beginn war dann die Melodíe, die viel Können erforderte, schwebend leicht. Die musikalischen Gedanken und Themen ließen sich gut heraushören; Adam Ambarzumjan brachte brillante Läufe in seinem Spiel.
Von Conradin Kreutzer (1780 - 1849) setzt das Trio nun mit "Das Mühlrad", das, wie Sandra Blindmann erklärte, für Sopran, Klarinette und Klavier komponiert wurde, das Programm fort. Nach einer herrlichen Einleitung konnte die Sopranistin in all den Motiven der Romantik - dem Wanderer, der Sehnsucht und der herrlichen Natur - schwelgen. Sie brachte den Text in großer Klarheit, so dass die Zuhörerinnen und Zuhörer den Gedanken an das zerbrochene Ringlein gut folgen konnten.
Mit dem Kunstlied "An die Nachtigall" von Johannes Brahms (1833 - 1897), in der Besetzung Sopran und Klavier, wurde sehr schöner Liedgesang, die Meisterklasse des Singens, geboten.
Eines der berühmtesten Stücke für Klarinette stellte nun Adam Ambarzumjan vor: das Adagio aus dem Klarinettenkonzert A-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart. Es war wirklich ein Hörgenuss, diese Klarinette, sehr dezent von Melis Ertürk begleitet, zu hören. Aus hoher Lage gehr der Solist nahtlos rund zwei Oktaven in erstaunlicher Technik nach unten. Große Melodiebögen, die ausgefeilte Atemtechnik erforderten, machten das Zuhören zum Vergnügen. Vielleicht war auch die Tonart, das glänzende A-Dur nicht ganz schuldlos an der Wirkung.
Die "Romanze p. 94, Nr. !" von Robert Schumann (1810 - 1856), eigentlich für Oboe geschrieben, folgte. Im gekonnten Zusammenspiel von Klavier und Klarinette ließen manche Stellen große Fröhlichkeit durchschimmern, doch die Melancholie wohnte auch hier immer gleich nebenan.
In einem Konzert, das der Romantik Tribut zollte, darf Franz Schubert (1797 - 1818) nicht fehlen. Hier hatten die drei Aufführenden "Der Hirt auf dem Felsen" ausgewählt. Sandra Bildmann erklärte den Aufbau dieses Liedes in seine drei Teile mit dem Wechsel Dur - Moll -Dur.
Für die Sängerin sicher kein leichter Part, denn Schubert hat für einen Sopran oft recht tiefe Stellen vorgesehen.
In Teil zwei ist der Weltschmerz in Musik gesetzt.
Nach einer fast frechen Überleitung zu Teil drei machen sich optimistische Töne breit und vermitteln durch muntere Staccato-Passagen die Botschaft: "Der Frühling wird kommen." Hier hörte man wunderschönes, ehrliches Musizieren.
Nach diesem Paradestück der Musik bedankte sich die Sopranistin beim Publikum für den großen Applaus. Sie habe als Gegengabe noch eine Zugabe im Gepäck. "Die Forelle" von Franz Schubert. Schöner hätte das Konzert nicht zu Ende gehen können.
Für Sandra Bildmann, Melis Ertürk und Adam Ambarzumjan hatte Edith Bertsche ein großes Dankeschön und Teesträußchen als kleines Andenken an ihren ersten gemeinsamen öffentlichen Auftritt.