Was uns in der stationären Pflege bewegt

Ein Kommentar der stationären Pflegeeinrichtungen im Landkreis Rottweil zum internationalen Tag der Pflegenden

Die letzten drei Jahre waren eine besondere Herausforderung für die Pflegeeinrichtungen. Die Corona-Pandemie forderte vom gesamten Personal eine hohe Flexibilität, verbunden mit einer Arbeitsbelastung, die mitunter an die Erschöpfungsgrenze führte. In den Häusern war überall ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein zu spüren. Herausragend war auch die Bereitschaft, sich mit den ständig verändernden gesetzlichen Rahmenbedingungen der Corona-Verordnungen auseinanderzusetzen, diese im Berufsalltag umzusetzen und dabei die Lebensqualität der Bewohner:innen nicht aus den Augen zu verlieren. Die Pandemie hat erneut gezeigt, wie wichtig professionelle Pflegekräfte für die Gesellschaft sind.


Das Pflegepersonal gehörte zu den Berufsgruppen, die am längsten Regelungen, wie z. B. das Tragen von Schutzmasken, umsetzen musste. Daher ist nicht nur heute, am internationalen Tag der Pflegenden, ein großes Dankeschön an alle Mitarbeitenden – von der Pflegehilfskraft bis zu den leitenden Kräften – für ihre Arbeit und für diese enorme Leistung wichtig. Wir sind täglich dankbar für die wertvolle, systemrelevante Arbeit der Pflegenden. Ein Dank gilt auch den Behörden, die die Einrichtungen in dieser Zeit begleitet und kollegial unterstützt haben.

Die Pandemie ist beendet - die Herausforderungen des Alltags sind geblieben.

Die Personalplanung für die Einrichtungen stellt eine zentrale Aufgabe dar. Das Personal ist an 24 Stunden, sieben Tage die Woche, für die pflegebedürftigen Menschen da. Die Personalknappheit ist spürbar und manche Dienstplanung ähnelt einem Drahtseilakt.

Die Pflegeeinrichtungen sind in ein enges Korsett aus gesetzlichen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen geschnürt. Der Spielraum für die einzelne Einrichtung ist beschränkt und wird von externen Institutionen überwacht, wie z. B. dem Medizinischen Dienst. So ist gesunder Optimismus, Ideenreichtum und Mut gefragt, um die Anforderungen zu bewältigen. Denn die Pflegeeinrichtungen sehen sich in einem Spannungsfeld aus stetigem Wandel. Es gilt den Bewohner:innen ein lebenswertes Umfeld und den Mitarbeitenden einen attraktiven und sicheren Arbeitsplatz zu bieten.

Den Mitarbeitenden in der Pflege ist die Betreuung und Versorgung von pflegebedürftigen Personen wichtig. Dies dürfte in den letzten Jahren auch Menschen außerhalb der Branche klar geworden sein. Mit Verantwortungsbewusstsein, Kompetenz und Herz wird jeder einzelne Tag gestaltet, denn an jedem neuen Tag stellen wir uns in der Altenhilfe neuen Aufgaben und Herausforderungen. Gemeinsam mit dem Sozialraum, sowie den Angehörigen machen wir es uns zum Ziel, den Wünschen und Bedürfnissen der zu pflegenden und betreuenden Menschen gerecht zu werden.

Die Aufgaben der Mitarbeitenden in der stationären Pflege sind vielfältig: Von der professionellen Unterstützung, Beratung und Versorgung der Menschen, über die Erhaltung und Förderung der physischen und psychischen Gesundheit bis hin zur digitalen Dokumentation und Kommunikation in multiprofessionellen Teams. Dabei sind die pflegerischen Leistungen individuell auf die einzelnen Biografien, Bedarfe und Bedürfnisse abgestimmt, denn jeder Mensch ist einzigartig.

Wir wünschen uns, dass mehr Menschen ein soziales Bewusstsein für die Gesellschaft entwickeln und sich für eine Tätigkeit in der Pflege entscheiden. Vor allem wünschen wir uns ein differenzierteres Bild der Pflegeberufe. Neben unterschiedlichen Arbeitszeitmodellen, die eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie bzw. Work-Life-Balance ermöglichen und einer sich stetig verbessernden Vergütung, erfahren die Mitarbeitenden durch die sinnstiftende und verantwortungsvolle Tätigkeit Wertschätzung, Dankbarkeit und Anerkennung durch die Bewohner:innen. Dabei geht es um vermeintlich kleine Dinge, wie ein Lächeln, ein Augenzwinkern oder einen Händedruck, die die Bestätigung geben, genau an der richtigen Stelle zu stehen und etwas Besonderes für einen Menschen geleistet zu haben.

Der Bedarf an Unterstützungsleistungen rund um die Pflege ist seit Jahren ungebrochen hoch und wird sich auch in den Folgejahren noch verstärken. Helfende Hände sind also sehr gefragt. Ein Freiwilliges Soziales Jahr ist nicht nur ein wichtiger gesellschaftlicher Beitrag und eine Zeit der persönlichen Weiterentwicklung, sondern kann auch ein Bewusstsein dafür schaffen, was die Arbeit in der Pflege bedeutet. Unsere Erfahrungen zeigen, dass junge Menschen, die einen Freiwilligendienst in der Altenhilfe absolvieren, ein tieferes Verständnis für das Altern, das Leben und die Arbeit in der Pflege entwickeln und nicht selten sich für eine Ausbildung oder ein Studium in diesem Arbeitsfeld entscheiden. Einsteiger, Umsteiger und Wiederkehrer sind herzlich willkommen. Die Einrichtungen im Landkreis Rottweil möchten weitere Menschen für dieses interessante Berufsfeld gewinnen.

Wir hoffen, dass den politischen Akteuren die Wichtigkeit eines stabilen Gesundheitswesens und damit einer pflegerischen Versorgung bewusst ist. Denn nur durch die Schaffung der entsprechenden Rahmenbedingungen wird die stationäre Pflege dauerhaft gewährleistet und die Versorgung der Bevölkerung gesichert sein.

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